U.R. Steinweg+ Pedaltruhenorgel von 1990, Unbefleckte Empfängnis Mariens, Oberwiesen

 

 

Manual, PedalSpielhilfen

Gedackt 8'
Holzflöte 4'
Principal 2'
Quinte 1 1/3'
Holzkrummhorn 8'  

 

 

           Angehängtes 30-Tasten Pedal

Die Register sind zwischen a#° und h° in Bass und Diskant geteilt.

Die Holzflöte 4' ist von C -a#° gedeckt und ab h° offen.

Die Quinte 1 1/3' beginnt bei h°.

Bekannte Historie

Aufgrund freundlicher Mitteilung von Herr Utz Steinweg und Familie Mayer aus Oberwiesen, gibt es folgende Daten zur Geschichte der Orgel:

  • Die Orgel wurde durch Herrn Utz R. Steinweg im Jahr 1990 als Meisterstück, zum Nachweis der Beherrschung traditioneller Techniken des Orgelbauhandwerks, hergestellt; bis zur Fertigstellung war ein Zeiteinsatz von 18 Monaten erforderlich. - Wenn Sie mehr über die Orgel und ihren Konstrukteur und Erbauer erfahren möchten, so lesen bitte weiter unten im Text den Inhalt eines Interviews, welches ich mit Herrn Steinweg im Juni des Jahres 2018 führen durfte.
  • Die katholische Gemeinde kaufte das Instrument vom Bischöflichen Institut für Kirchenmusik, Speyer
  • Die Orgelweihe in Oberwiesen erfolgte am 3. Advent 1992 durch den Domkapitular Herrn Johannes Maria Dörr und Herrn Pfarrer Anton Kaiser

 

Momentaufnahmen des Orgelbaus

Herzlichen Dank an Herrn Steinweg für die Bereitstellung der Fotos.

 

 

 

Interview mit Herrn Utz R. Steinweg zur Orgel in Oberwiesen

Franz-Juergen Esser: Lieber Herr Steinweg, wir freuen uns sehr über die Gelegenheit mehr über Sie und unsere schöne Orgel in Oberwiesen, deren Konstrukteur und Erbauer Sie ja sind, zu erfahren. Unter den vier mechanischen Orgeln in unserer Gemeinde, ist das Instrument in Oberwiesen das jüngste Werk. - Doch beginnen wir mit Ihnen. Wie sind Sie zum Beruf des Orgelbauers gekommen ?

Utz R. Steinweg: Schon als Kind habe ich Musik geliebt. Nach dem Schulabschluss taucht natürlich die Frage auf, welchen Beruf soll ich erlernen? - Für mich kam eigentlich nur etwas handwerkliches in Frage. Der Beruf des Orgelbauers erschien mir auf Grund der vielseitigen Tätigkeit und der Nähe  zur Musik als Optimum. Diesen Entschluss habe ich nie bereut. Mein Lehrmeister erkannte sofort mein Potenzial für die technische Seite des Berufes und förderte mich in dieser Richtung. So kam ich nach meiner Ausbildung recht schnell zur Konstruktion womit sich mein Kindheitstraum als Architekt oder Ingenieur tätig zu sein, erfüllte.

Franz-Juergen Esser:  Spielen Sie denn auch selbst Orgel?

Utz R. Steinweg: Außer Blockflötenunterricht in der Grundschule hatte ich keinen Instrumentenunterricht. Das Gitarrespielen habe ich mir selbst beigebracht. Orgel spielen kann ich leider nicht. Das scheint etwas widersinnig, aber meine Kenntnisse sind ausreichend, ein paar Akkorde zu spielen um die Mechanik und den Klang der Pfeifen beurteilen zu können.

Franz-Juergen Esser:  Was waren die Beweggründe zum Bau der Orgel?

Utz R. Steinweg:  Mein damaliger Arbeitgeber brauchte, um weiter ausbilden zu können, einen Meister. Auf Grund meiner Position lag es nahe, dass ich dafür in Frage kam. Und dazu gehört der Bau einer Kleinorgel.

Franz-Juergen Esser:  Warum ist die Orgel wie sie ist? – Gab es alternative Konstruktionen?

Utz R. Steinweg:  Ursprunglich wollte ich die Kosten für den Bau in einem kleinen Rahmen halten. Ich konstruierte also ein Instrument mit lediglich 2 Holzregistern, die ich selbst anfertigen konnte. Geplant war eine Bass- Diskantteilung und eine Transponierbarkeit um +/- 1 Halbton, wobei die Register voll nutzbar sein sollten, also reichte der Tonumfang von Contra H bis g#‘‘‘. Dieses Instrument hätte ich vermutlich nicht verkauft. Der Prüfungskommission war das allerdings zu wenig: Ein Pedal und mehr Register müssten es schon sein. - Daraufhin entwarf ich das vorhandene Instrument. So eine Arbeit ist auch eine Art Spielwiese für den Erbauer, bei der er eigene Ideen ausprobieren und verwirklichen kann. Sollte etwas nicht so funktionieren wie erhofft, baut man es einfach neu. Es hat aber alles zu meiner Zufriedenheit funktioniert.

Um Platz zu sparen, wurden die Holzpfeifen der Basslage in einer von mir entwickelten Blockbauweise erstellt. Problematisch ist immer der klangliche Übergang zwischen gedeckten und offenen Pfeifen innerhalb eines Registers, wie wir es hier vorliegen haben. Meine Kenntnisse in der klanglichen Bearbeitung (Intonation) der Pfeifen ist nicht sonderlich ausgeprägt. So erkundigte ich mich bei mehreren Kollegen, wie dieser Übergang zu handhaben sei. Von den 5 erhaltenen Aussagen erschienen mir 2 plausibel, die ich daraufhin miteinander kombinierte. Ich denke, das Ergebnis spricht für sich.

Auch bei größeren Orgeln ist eine Schwierigkeit, Windstößigkeit zu vermeiden. Das Problem entsteht durch einen plötzlich ansteigenden Windbedarf. Dabei gerät die Schwimmerplatte zur Druckregulierung in Schwingungen. Durch meine neue Art der Schwimmerplattenmechanik und relativ großem Weg des Einlassventils ist es gelungen, die Windstößigkeit weitestgehend zu eliminieren.

Des weiteren entschied ich mich für ein Zungenregister, die man in kleinen Orgeln normalerweise nicht antrifft. Meine Wahl fiel auf ein Harfenregal, von dem ich einen sanften, seidigen Klang erwartete. Allerdings erwies sich das Register eher als Schnarrwerk. So machte ich einen Versuch mit zwar sehr engen, rechteckigen Holzbechern, was den Klang allerdings wesentlich verbesserte. Die Schallbecher des 8‘ passten natürlich mit einer Nennlänge von 2,4 m nicht in das Gehäuse. Daraufhin errechnete ich genügend kurze Teiltonlängen. So ist der Becher des großen C nur 1 3/5‘ lang. Die Längen repetieren dann bis auf 4‘.

Beim Entwurf der Windlade entstand eine ziemlich unschöne Lücke im Bereich der Diskantpfeifen und so entschloss ich mich, dort noch eine Quinte 1 1/3‘ einzufügen.

 

Franz-Juergen Esser:  Was waren die hauptsächlichen Phasen des Orgel-Projektes?

Utz R. Steinweg:  Als Erstes musste ich mir über die Anzahl Register sowie deren Bauform und Dimensionierungen klar werden. Die Gehäuseform war durch die herrschenden BDO-Normen für die Spielanlage eigentlich vorgeben. Das betrifft auch die Pedalklaviatur mit 30 Tasten in Radialform (nur bei den wenigen auch größeren Kirchenorgeln vorhanden). Dann erfolgte das Planen der Windlade mit der Pfeifenpositionierung. Als besonders trickreich erwies sich die Konstruktion der Registermechanik. Nachdem die Gesamtkonstruktion stand, musste der Holzbedarf berechnet werden. Der Grobzuschnitt des Holzes erfolgte bei meinem Arbeitgeber. Das Aushobeln bei einem befreundeten Schreiner.

Franz-Juergen Esser:  Wo und wie entstand die Orgel?

Utz R. Steinweg:  Ich habe das Glück, dass sich auf meinem Grundstück ein Nebengebäude befindet. Ursprünglich als Kleinstall erbaut, wurde es zu einer Kleinwerkstatt umgebaut und mit einer Stromversorgung ausgerüstet. Auch musste ich erst einen Grundstock an Werkzeugen und Maschinen für den Bau anschaffen. Klaviaturen, Gebläse, Kleinteile sowie das Gebläse habe ich gekauft. Sämtliche Holzarbeiten habe ich eigenhändig ausgeführt. Bei den Metallpfeifen musste ich mir von Kollegen helfen lassen.

Franz-Juergen Esser:  War der Weg zum Bau der Orgel glatt oder gab es Hürden?

Utz R. Steinweg:  Das hauptsächliche Problem beim Bau der Orgel bestand eigentlich darin, Beruf, Familie und Hausbau unter einen Hut zu bringen. Somit zog sich das Unterfangen über ca. 18 Monate hin.

Franz-Juergen Esser: Wie viele Orgeln haben Sie gebaut; wo stehen diese; was ist das kleinste und größte Instrument?

Utz R. Steinweg:  Nach meiner Ausbildung habe ich mit der Fa. Heissler ca. 50 Orgeln gebaut. Während meiner Zeit als Konstrukteur bei der Fa. Laukhuff habe ich ca. 40 Orgeln verschiedener Größen und ungezählte Orgelteile für verschiedenste Kunden in aller Welt konstruiert. In dieser Zeit hat die Fa. Laukhuff 3 Instrumente selbst gebaut, die alle von mir konstruiert wurden. Als selbstständiger Konstrukteur für den Orgelbau sind ca. 60 Instrumente entstanden. Eine genaue Zahl kann nicht nennen.

Das kleinste von mir konstruierte Instrument umfasst 3 Register und steht in Südafrika. Die größte von mir konstruierte und gebaute Orgel umfasst 16 Register und steht in Süddeutschland. Das größte von mir entworfene und konstruierte Instrument steht in Tokio. Es hat 39 Register auf 3 Manualen und Pedal.

Franz-Juergen Esser:  Lieber Herr Steinweg, herzlichen Dank für Ihre Bereitschaft zum Interview, mit welchem wir nun nachhaltig wesentliche Informationen über Sie, dem Konstrukteur und Erbauer, sowie zum Instrument erhalten durften. Über Ihren Besuch in unserer Pfarrgemeinde und in Oberwiesen würden wir uns sehr freuen.

Fotogalerie

Fotos: Tiemo Benjamin Esser 2017

Orgelstimmung am 24. Juli 2018

Im Zuge der Jahresinspektion unserer Alffermann-Orgel in St. Peter, am 24. Juli 2018, wurde erfreulicherweise auch die Stimmung der Steinweg-Orgel in Oberwiesen genehmigt und ausgeführt. Dafür möchte ich den Entscheidungsträgern sowie den Ausführenden sehr herzlich danken. Im Folgenden erhalten Sie einige Einblicke und einen Höreindruck aus dem Prozess der Orgelstimmung.

 

 

Aus den Gesängen zur Eucharistie, T: Thomas von Aquin (1225 - 1274)